Zu Neujahr geht es mit LOZ in die chinesische Oper

Vor einiger Zeit trudelten mir vier Sets von LOZ ins Haus, aus den bekannten „Ministeinen“ (im Prinzip verkleinerte Lego-Steine, aber mittlerweile auch mit gar nicht bei Lego erhältlichen Varianten). Figuren aus der chinesischen Opernwelt, stilisiert dargestellt in recht rechteckiger Form. Sie sind sehr schön gestaltet und nicht ganz unkompliziert zusammen zu setzen – also ein echter Gewinn.

In Deutschland kann man sie bei BB Services („BlueBrixx“) problemlos beziehen, eine Figur kostet dann rund dreizehn Euro plus Porto. Dort werden sie durchweg als „Kriegerinnen“ verkauft. Naja, siehe unten, da wurde dann doch mehr nach Optik denn nach Kenntnis des Orients beschriftet. Der Preis bei Eigenimport aus China (Porto inklusive, aber ohne Originalverpackung und mit gewissem Zollrisiko) lag Ende 2020 bei sechs Euro pro Figur, nun mag jeder Kaufinteressierte selber entscheiden.

Hier aber ein paar Worte zu den einzelnen Figuren:

Beginnen wir mit der Daomadan … denn dies ist nicht nur die imposanteste Figur, sondern auch tatsächlich eine weibliche Kriegergestalt. Was man sofort an der Waffe und an dem hohen Kopfschmuck aus Fasanenfedern erkennt. Und am gaaaanz dezenten Lippenstift (die Oberlippe beider Frauenfiguren ist in Rosa angedeutet). Gut, Fasanenfeder, mich hat das Konstrukt auf dem Schädel erst eher an einen Stapel von Einmal-Kaffeebechern erinnert, aber der Eindruck stimmt schon. Ein Teil der Steine ist sehr fein bedruckt. Als Aufkleber kommen der Gürtel und die Fahnen dazu, beides lässt sich nicht anders machen. Gute Nachricht: Lässt man die Aufkleber weg, sieht die Figur immer noch gut aus.

Zweite Dame im Bunde ist die Zhengdan (oder auch Qingyi), im Prinzip einer der wichtigsten Charaktere in der chinesischen Oper: Die erwachsene, ernsthafte, grundehrliche Frau. Auf der Bühne oft fast unbeweglich, im Gegensatz zu der oft herumfegenden Daomadan. Das Modell kommt ganz ohne Aufkleber aus, hat reichlich Schmuckelemente, und bei besserer Aufmerksamkeit des Erbauers auch keine blaue Strähne über dem linken Auge. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass die Farbdarstellung in der ohnehin recht kompakten Bauanleitung teilweise miserabel war. Aufgefallen ist es mir erst auf den Fotos …

Kommen wir zu den Herren … wir merken uns: Wo BB Services vier „Kriegerinnen“ verkauft, ist nur eine wirklich dabei. Die oben gezeigte Figur ist der Xiaosheng, sozusagen der jugendliche Liebhaber. Oder eher noch nicht, denn er wird in der Pubertät befindlich dargestellt, mit schriller, oft brechender Stimme. Was die chinesische Oper für westliche Ohren nicht unbedingt zum Genuss macht. LOZ hat hier den Wen Xiaosheng dargestellt, den jungen Gelehrten. Aufkleber zwei auf dem Revers, Schmuckteile wieder viele, und die ideale Rolle für alle Flowerboys in Fernsehserien.

Zum Schluss werden wir noch einmal kriegerisch, denn es fehlt noch der Wusheng – der männliche Krieger im besten Safte, sozusagen der Actionheld auf der chinesischen Opernbühne. Hier soll es wohl ein Changkao Wusheng mit einer langstieligen Waffe und einem Helm sein, in Vorführungen oftmals die akrobatischste Rolle von allen. Wobei die höchste Kunst ist, die anderen Schauspieler beim Spiel mit der Waffe nicht wirklich zu verletzen! Wie schon die Daomadan hat unser Wusheng mehrere Aufkleber (Gürtel und Fahnen), aber keinen so hoch stehenden Kopfschmuck … ich tippe auf eine weibliche Designerin.

Lohnen sich die Sets mit ihren zwischen 277 (Zhengdan) und 385 (Daomadan) Teilen nun? Das kommt darauf an, wie man mit der Optik der Figuren generell, und mit der zugegeben gewöhnungsbedürftigen Optik der chinesischen Oper im Speziellen, zurecht kommt. Mir gefallen sie, und der Zusammenbau hat Spaß gemacht. Durch viel Kleinteilfummelei, die wie üblich ab und an herausfordernden Bauanleitungen und ein, zwei ungewöhnliche Bauschritte nicht wirklich Anfänger- oder Kinder-geeignet, aber mit etwas Ministein-Erfahrung sind keine Hürden unbezwingbar.