Die merkwürdigen Russen

In meiner Hobbyhöhle hat sich auch ein erklecklicher Vorrat an Miniatur-Figuren angesammelt … ohne echten Schwerpunkt, je nach Lust und Laune gekauft, in allen möglichen Größen zwischen 28mm (oder 1/56) und 1/8. Insgesamt weniger belastend als der restliche Krimskrams im Bastelschrank, aber doch (mangels Energie und, zugegeben, auch nicht übermäßigem Bemaltalent) irgendwie ein Schattendasein hinter den Klemmbausteinen führend. Aber heute will ich mal die preisgünstigen Figuren von Technolog (Russisch: ТЕХНОЛОГ) hervorzerren. Nur so, aus Spaß.

Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann sind diese Sets von meist fünf Figuren, jede etwa 54 mm gross, eigentlich zum Spielen gedacht. Im Prinzip kann man zahlenmäßig gleich große „Einheiten“ gegeneinander antreten lassen, und dann ihre jeweiligen Stärken und Schwächen ausspielen. Was es skurril macht? Technolog hat dabei die Epochen bunt gemischt, also können alte Perser auf Science-Fiction-Indianer treffen, und Orks auf Piraten. Viele der historischen Figuren stammen aus der russischen Geschichte, was sie für westliche Augen oft exotischer als einen Trupp Werwölfe erscheinen lässt.

Die meisten Sets sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich – entweder in einem Weichplastik wie die bekannten Airfix-Figuren, oder in Hartplastik etwas zerbrechlich wirkender Art. Beides dann noch in den verschiedensten Farben. Eine Logik dahinter erkenne ich nicht, aber die Figuren aus Hartplastik sind in der Regel älteren Datums, und leichter zu bearbeiten. Mittlerweile hat sich ein eigener Sammlermarkt gebildet, einige frühe Sets sind sogar stark gesucht.

Und wo bekommt man die Sets nun her? Ebay, wo sonst … einige Anbieter dort haben eine gute Auswahl, meist zu relativ fairen Preisen, und bei Mehrfachkauf guten Konditionen. Und mit Zahlungssystemen wie PayPal ist das auch sicher. Wobei der Transport von Russland nach Irland dann um die drei Wochen dauert, mit Glück auch weniger.

Lohnt sich die Anschaffung? Ich finde schon … aber man darf kein Purist sein, und man muss mit einigen Besonderheiten rechnen:

  • Die historische Authentizität der Figuren ist unterschiedlich, einige sind „Annäherungen“, andere weisen durchaus gute Details in der Gestaltung auf.
  • Durch die Gusstechnik haben die Technolog-Figuren ab und an relativ grobe Details, und an einigen Stellen kaum Hinterschneidungen – der Vergleich zu den Weichplastik-Airfix-Soldaten in 1/32 ist wieder angebracht.
  • Die Körperhaltung ist überwiegend „heroisch“, oft auch an die Gusstechnik angepasst mit „anliegenden“ Waffen.
  • Fast alle Technolog-Figuren haben dicke Füsse … damit sie im Spiel ohne Bodenplatte stehen können.
  • Die Gesichtszüge sind gelegentlich übertrieben dargestellt.
  • Buschige Bärte und extravagante Frisuren muss man hinnehmen … die meisten „Barbaren“ scheinen im ersten Durchgang sämtliche Friseure massakriert zu haben.
  • Einige Figuren sind eher Karikaturen, mit teils ans Groteske grenzenden Darstellungen … ob jetzt beispielsweise die „Siegfried“-Krieger (Fantasy-Ritter mit gehörnten Wehrmachts-Stahlhelmen), oder die heute eher raren Konquistadoren und Musketiere, die eher Comic-Strip-Qualität aufweisen.

Positiv dagegen sei zu vermerken … ja, die Figuren kosten nicht viel, und sie sind irgendwie doch auch ganz nett. Oder? Naja, und irgendwann werde ich sie auch bemalen …