Der Neue Sommerpalast in Beijing

Der Neue Sommerpalast (offiziell der „Erholung- und Friedensgarten“, 頤和園) war für mich eine Offenbarung … nicht zu vergleichen mit dem europäischen Konzeptes eines Palastes, sondern eine ausufernde Landschaft mit kleinen und großen Bauten, einem langen Wandelgang, und einem beachtlichen Schiff, das gar nicht schwimmt.

Kaiser Qianlong errichtete die erste Anlage zwischen 1751 und 1764 für seine Mutter, als bescheidenes Geschenk zum 60. Geburtstag. Auf insgesamt etwa 290 Hektar entstand an einem großen See der bevorzugte Aufenthaltsort des Kaiserhofes in den Sommermonaten, hier war die feuchte Hitze erträglicher. Im Zweiten Opiumkrieg wurden weite Teile 1860 von englischen und französischen Soldaten zerstört. Der Neue Sommerpalast wurde jedoch durch die Regentin Cixi und den Marinekommandanten Prinz Yi Xuan bis 1895 wieder aufgebaut. Woher das Geld kam? Man nahm schlicht die Steuern, die eigentlich der Marine zugedacht waren – das Marmorboot im Palastsee war ein Zugeständnis an den eigentlichen Verwendungszweck. Bei der internationalen Niederschlagung des Boxeraufstands wurde der Neue Sommerpalast schon 1900 wieder teilweise zerstört (ein paar Beutegegenstände finden sich in unserem Familienbesitz … lange Geschichte). Seit 1924 ist er für die Öffentlichkeit zugänglich, heute bildet er einen der grössten Besuchermagneten in Beijing – sowohl für Touristen und Kulturbeflissene wie auch ganz einfach als Naherholungsgebiet.

Den Wandelgang hatte ich ja schon erwähnt – was mich besonders begeisterte, waren die Hunderte von fein illustrierten Szenen aus der klassischen chinesischen Literatur. Mit dabei auch die „Reise in den Westen“ und die „Romanze der Drei Königreiche„. Einige Aufnahmen habe ich mal eingestreut. Leider grabschen besonders devote Fans die Bilder gerne an … die Abnutzung ist teilweise deutlich.