Bombay Bad Boy – der Nudeltopf der höchsten Indifferenz
Markenhersteller berufen sich ja gerne auf die angeblich höhere Qualität ihrer Ware, und ihre „Specials“ sollen dann sogar in galaktische Höhen steigen. Nun ja, im Angebot nahm ich jetzt mal ein asiatisches Nudeltöpfchen aus europäischer Produktion mit, sonst sind mir die Sachen der Marke „Pot Noodle“ dann doch etwas überteuert. Und meine Vorurteile bewahrheiteten sich nahezu umgehend: Von wegen Premiumqualität und „besonders“ – diese heiße Zwischenmahlzeit ließ mich vollkommen kalt.
„Bombay Bad Boy“ wird der Topf genannt, und beworben wird er als besonderes, herausforderndes, wahrscheinlich auch authentisch anmutendes Erlebnis. Nun ist das Ergebnis der Erlebnisgastronomie nicht immer das Gelbe vom Ei, in diesem Fall fragte ich mich stattdessen, welcher Teufel den Marketingexperten (und den Koch in der Produktentwicklung) bei Unilever geritten haben mag. Abgesehen, dass der böse Bengel aus Bombay heute so politisch korrekt ist wie Dr. Bombay als Taxifahrer in Calcutta (und jetzt alle: „Cali Cali cutta cutta eyoh eyoh!“). „Mumbai Mad Multisexual“ wäre sicherlich mehr woke. Oder auch nicht.
Wie auch immer, man erwartet irgendwie ein indisches Curry (heute auch schon fast politisch unkorrekt als Begriff), mit Biss.
Öffnet man aber den Deckel, findet man relativ dicke Nudeln, Suppenpulver, getrocknetes Gemüse (Erbsen und Maiskörner, wie aufregend) und eine zusätzliche Soße . Die Kalorienzahl des Töpfchens liegt übrigens deutlich über vergleichbaren asiatischen Produkten, das nur am Rande bemerkt. Und ein Plastikbecher statt Pappe irritiert mich auch etwas, die Greta in mir guckt böse.

Ein kurzer Nasentest am Pulver ergibt: Außer Curry nix festzustellen. Also letztlich mit Curry versetzte Gemüsebrühe.
Gut, das wird jetzt mit kochendem Wasser aufgegossen, dann zwei Minuten ziehen gelassen, dann kommt die Sauce dazu, umrühren, nochmal zwei Minuten ziehen. Ob eine Nichteinhaltung dieser rituellen Abfolge negative Konsequenzen hat, ist mit nicht unbedingt klar. Aber mich beschleicht der Eindruck, dass es eigentlich ziemlich egal sein dürfte, wann man das kleine Soßenpäckchen in den Topf ausdrückt.
Auf jeden Fall erfolgt nach dem Ausdrücken der wenig eindrucksvolle „Fingerabschlecktest“ – der Saucenrest auf den Griffeln ist zwar auf der Zunge beißend, aber nicht wirklich nachhaltig scharf, sein Eindruck verschwindet binnen weniger Sekunden. Das kenne ich aus der authentischen asiatischen Küche ja anders. Wird da vor „scharfer Soße“ gewarnt, läuft man die nächste Stunde mit kaltem Lassi und einem Feuerlöscher herum. Und der Geschmack? Ja, irgendwie „asiatisch“, aber auch wieder nicht definierbar.
Nach vier Minuten ist dann die Portion Pot Noodle zum Essen bereit … sollte man der Anleitung vertrauen. Vertraut man der Optik und dem Bauchgefühl, gibt man noch einige Minuten dazu, dann erst sind die Nudeln fett und die Soße nicht mehr wässrig.

Geschmackstest! Ja, nun … Nudeln mit Currysoße und leichtem Kick. Um ganz ehrlich zu sein, selbst das einfachste, wesentlich billigere Alternativangebot vom Discounter hätte zwar dünnere Nudeln gehabt, sich nach Zugabe eines Schuss Tabasco oder Chilisoße (hat man ja eigentlich immer in Griffweite) aber geschmacklich ähnlich gezeigt. Nämlich so neutral, dass der Bad Boy auch von einem Hobbykoch in Buxtehude zusammengepanscht sein könnte. Nur bedingt durch die Assoziationen „Curry“ und „scheinbar scharf“ (siehe oben) feuern die Synapsen des Gelegenheitsessers sofort in Richtung „Indien“.
Nun ist das nicht wirklich sofort ein Gebet an den Gott der Porzellanschüssel wert, man kann es essen – aber von einem authentischen Genuss sind wir hier so weit entfernt wie Mumbai von München. Macht satt, keine Frage, befriedigt auch irgendwo, aber es ist ein zum Schnellessen gewordenes Achselzucken.
Noch einmal kaufen? Nur im absoluten Sonderangebot, wenn der Preis unter den der Discounterware sinken sollte.