Arfensupp bliev Arfensupp – des Nordgermanen Wohlfühlnahrung
Wie Fiede Kay einst sang, „nu kummt de Tied weer“, der Herbst zieht langsam ein, und damit ist es … Suppenzeit! Oder, besser gesagt, Eintopfzeit. Jedenfalls die Zeit, in der man ohne mit der Wimper zu zucken Wohlfühlnahrung auf kleiner Flamme köcheln lassen kann, um den hungrigen inneren Schweinehund zu besänftigen. Und einer meiner Favoriten ist und bleibt Arfensupp, für Leute vom Rande des Balkans (der fängt bekanntlich bei Harburg an): Erbsensuppe.
Nun ist Erbsensuppe nicht gleich Erbsensuppe. Nein! Sie darf auf keinen Fall durch Modernisten verkünstelt daherkommen. Stattdessen muss sie schmecken, als habe sie die Freiwillige Feuerwehr Büttenwarder schon seit zwei Tagen in der Gulaschkanone durchgedampft, um sie beim Tag der offenen Tür zu servieren. „Nur’n Scheib Brot dazu, oder auch ’ne Wurst? Das macht dann einen Euro extra, Dicker …“
Dummerweise mangelt es in Irland ja nun an richtiger Erbsensuppe, vor allem auch bedingt durch eine niedrige Anzahl an Freiwilligen Feuerwehren (oder Rotem Kreuz, oder Technischem Hilfswerk) mit Gulaschkanonen. Gleich Null, und nu‘ kommst Du! Was dem Exilgermanen die hehre Aufgabe ans Herz legt, sich selber sein Süppchen zu kochen. Und das soll schmecken, nicht einen Kochpreis gewinnen. Also ran an den Speck, und los geht es am heimischen Herd. Falls es jemand nicht selbst hinbekommt, referiere ich hier mal meine persönliche Vorgehensweise.
Erste Zutat sind die Erbsen. Und zwar getrocknete, die man über Nacht einweicht. Ein Beutel. Wenn es schneller gehen muss, etwa bei akutem Heimweh, kann man auch einen Sack Tiefkühlerbsen heranziehen. Die braucht man nicht über Nacht einweichen, kann sie sogar noch gefroren verwenden. Aber sie sind so quietschgrün, dass der Eintopf in Folge auch die Färbung eines überbrodelnden Reaktors in Nordkorea annimmt. Geschmacklich kein Problem, aber für mich muss Erbsensuppe in Gelbgrün bis Feldgrau daherkommen. Das Auge isst ja schließlich mit.
Sind die Erbsen eingeweicht (oder ist der Tiefkühlbeutel in greifbarer Nähe), kann es mit dem eigentlichen Kochvorgang losgehen.
Schritt Eins – großer Topf (und ich meine „groß“, nicht so’n Kinderkram) auf den Herd, volle Pulle, etwas Fett oder Öl rein. Geht gut mit Butter, auch Schmalz ist lecker, ich nehme meist (weil leichter verträglich) Olivenöl. Heiß werden lassen. Wenn’s dann knistert, zwei gute Handvoll klein geschnittene Schinkenwürfel, ruhig schön fett, rein und scharf anbraten.
Schritt Zwei – während auf dem Herd der Vesuv ausbricht, schneidet man ein bis zwei große Zwiebeln klein. Gerne eine rote und eine weiße, denn das Auge … weißt ja. Mit in den Topf und glasig bis leicht braun braten.
Schritt Drei – geschwind drei bis vier große Kartoffeln schälen und in kleine Stücke schneiden. Ob nun kochfest oder mehlig ist egal, wird beides gut. Dann in den brodelnden Topf werfen und ein wenig mitbrutzeln.
Schritt Vier – zwei bis drei Möhren putzen und dann in kleine Stücke schneiden. Ab in den Topf. Hat man einen Bund Suppengemüse gekauft, kann auch der Rest mit in den Topf, auch klein geschnitten, ist ja klar.
Schritt Fünf – das Ganze mit den Erbsen bedecken, gut Salz und Pfeffer dazugeben, dann mit Wasser (am besten kochend) reichlich auffüllen. Gut umrühren. Deckel drauf. Erstmal Finger weg und aufkochen lassen, dann rund eine halbe Stunde am Kochen halten, eventuell Wasser nachgießen, das muss man in Gefühl haben. (Ein Loriot-Moment?) Danach Hitze runterdrehen und auf niedriger Stufe eineinhalb bis zwei Stunden ziehen lassen, ab und an umrühren – setzt es ein wenig an, kann das den Geschmack nur verbessern, führt aber gerne zu Mehrarbeit bei der Topfreinigung.
Fertig! Fertig? Die Erbsensuppe ist jetzt essbar, aber der wahre Genießer kennt den Geheimtipp:
Schritt Sechs – Herd abstellen, Erbsensuppe über Nacht abkühlen lassen, und am nächsten Tag nochmal aufkochen … dann schmeckt sie so richtig lecker. Aber dabei wieder auf das Umrühren achten (wegen der Reinigungsarbeit), und eventuell etwas Wasser nachgießen (aber erst, wenn die Suppe schon blubbert – von einer fast festen Masse verflüssigt sie sich nämlich auf wundersame Weise beim Erhitzen).
Optional (wenn man das so sagen kann, und wenn Notstand herrscht) ist Schritt Sieben. Nämlich beim Aufwärmen noch ein paar Bockwürste reinschneiden. Wenn man keine Böklunder zur Hand hat, in Irland etwa gibt es Wikinger (aus Flensburg) oftmals zum guten Preis, das Glas für € 1,50. Kann man nicht meckern. Scheibe Brot dazu geht immer noch. Guten Appetit.
Unser Chefkoch empfiehlt als begleitendes Getränk … Lütt un Lütt, mott wen!